Geschicktes Geschöpf im Gebirge

Sicheren Trittes bewegt sich die Gams im unwegsamen Gelände und bezwingt leichtfüßig Felswände und Geröllfelder. Das Geheimnis der Klettermeisterin sind die Hufe: Die Klauensohlen der Gams sind weich und anpassungsfähig, während der vorstehende Tragrand eine besonders harte Kante bildet.

Die Fußgelenke und die Afterklauen sind beweglich, so dass sich die Gams beim Klettern vielfältig auf dem Untergrund Halt suchen kann. Auch „modisch“ ist die Gams perfekt an ihre Umwelt angepasst.

Prachtvolles Fell für Trachten

Im Sommer präsentiert sich ihr Fell in sattem Rotbraun, im Winter dunkelbraun bis schwarz. Mit dem schwarzen Aalstreif am Rücken der Tiere schmücken sich in Alpenregionen auch gerne die Menschen. Dieses besondere Fellstück findet seinen Weg als Gamsbart auf Trachtenhüte.

Hier gilt: Je größer, desto schöner, die beeindruckendsten Exemplare werden bei der jährlichen Gamsbartolympiade zur Schau gestellt. Auch das Fleisch der Gams ist heiß begehrt.

Als Gamsgulasch oder Braten mit Knödel und Kraut serviert, gilt es unter Wildliebhabern als absolute Delikatesse. Sogar für Magie musste die Gams in früheren Tagen ihren Kopf, besser gesagt ihren Mageninhalt hinhalten. Die so genannten Bezoare, Klumpen aus unverdauten Pflanzenresten und Haaren, galten früher als Gegengift für Zaubertränke und als mächtiges Instrument zur Beeinflussung von Wind und Wetter.

Auf den Spuren der Gämse

Ihren wahren Zauber offenbart die Gams aber nur in lebendem Zustand. Mit etwas Glück können Sie die Tiere bei einer Wanderung beobachten. In den frühen Sommermonaten stehen die Chancen gut, einen Blick auf die lebhaften Jungtiere zu erhaschen, im Herbst beeindrucken die männlichen Tiere mit ihrem Brunftgehabe um die Weibchen.

Ein erfahrener Waidmann oder Ihr Bergwanderführer weiß, wie man sich den scheuen Tieren am besten nähert, nämlich möglichst leise und gegen den Wind. Haben die Gämsen Sie gewittert, nehmen sie meist schnell Reißaus und zeigen uns mit flinken Sprüngen, wer die wahre Klettermeisterin der Tiroler Berge ist.

Steckbrief Gams (auch Gämse, Gemse)

  • Lat. Name: Rupicapra rupicapra
  • Klasse: Säugetiere
  • Ordnung: Paarhufer, Wiederkäuer
  • Familie: Hornträger
  • Widerristhöhe: ~ 75 cm
  • Gewicht: 35–50 kg
  • Höchstalter: 14–20 Jahre
  • Ernährung: Gräser, Kräuter, Knospen, Triebe und Pilze •
  • Brunftzeit: November– Dezember
  • Tragezeit: ~ 6 Monate
  • Anzahl der Jungen: ein Kitz, selten zwei
  • Lebensraum: Mittel- und Hochgebirge zwischen 1.000 m und 3.500 m
  • Natürliche Feinde: Luchs, Bär, Wolf, Bartgeier, Mensch